Hebammen begegnen (werdenden) Eltern und allgemein Interessierten längst nicht mehr nur im Kreißsaal. Auch in der Geburtsvorbereitung oder bei der Nachsorge sind sie präsent. Doch das passiert nicht mehr nur face to face, sondern auch zunehmend digital. Wir haben in unserem Podcast mit Anja und Marie, den Gründerinnen des Blogs und des Instagram Kanals „hallohebamme“ gesprochen, wie sie ihre Hebammenarbeit neben der analogen auch in der digitalen Welt abbilden. Dabei geben sie anderen Hebammen Tipps, wie sie selbst mit einer Online-Präsenz durchstarten können, und dem Rest von uns spannende Einblicke in ihren Berufsalltag.
Wie Anja und Marie zur digitalen Hebammenarbeit kamen
Den Startschuss für ihr Projekt „hallohebamme“ lieferte der Hebammenmangel in Deutschland, der Anja und Marie immer wieder sehr nahe ging. „Wir haben gerade im Nachsorgebereich zahlreiche Anfragen von Familien bekommen, von denen wir unglaublich viele absagen mussten. Das hat uns schon ein bisschen das Herz gebrochen. Deshalb wollten wir etwas tun, um die Familien, die frisch aus dem Krankenhaus mit ihrem Baby ins Leben starten, nicht ganz allein zu lassen.“
So gründeten die beiden kurzerhand ihren Blog und ihren Instagramkanal. Seitdem informieren sie dort über ihren Berufsalltag als angestellte Hebammen im Kreißsaal, aber auch über Themen zur Säuglingspflege, Schwangerschaft oder über das Wochenbett im Allgemeinen. Dabei geben sie nicht nur Schwangeren und Eltern wertvolle Tipps, sondern auch Kolleg:innen und Berufsinteressierten.
So gelingt auch euch der Start in die digitale Hebammenarbeit
Kolleginnen, die ebenfalls auf Social Media durchstarten wollen, geben sie ein paar formelle sowie inhaltliche Tipps. So empfehlen sie beispielsweise interessierten Nachwuchsblogger:innen, sich zunächst über ihre Stärken und Interessen bewusst zu werden. So sollte man zunächst herausfinden, ob man beispielsweise lieber fotografiert, schreibt oder Videos anfertigt, und erst daraufhin die passende Plattform suchen. Auch Kombinationen sind möglich. Gerade wer einen Blog aufbauen möchte, sollte auch eine gewisse Bereitschaft mitbringen, sich in Sachen Programmieren und Websitebauen stetig fortzubilden und sich gegebenenfalls auch Hilfe bei Blogs und Fachleuten zu holen.
An Equipment zum Starten einer eigenen Präsenz ist jedoch nicht viel nötig: Am Anfang reicht sogar ein Handy. Wer jedoch einen Blog starten will, ist zum Bearbeiten des Ganzen auch mit einem Laptop gut beraten. Später können auch eine Kamera oder Audioequipment hinzukommen, je nachdem welche Schwerpunkte der Darstellung man setzt.
Was ihr bei eurer digitalen Präsenz beachten müsst
Aber Hebammen, die der Welt digital einen Einblick in ihre Arbeit geben, haben auch eine Verantwortung: Persönliche Beratung dürfen sie auf diesem Weg nicht anbieten. Denn es ist wichtig, vor Ort oder im persönlichen Gespräch, sich ein detailliertes Bild der Person oder Situation zu machen. Digitale Hebammenarbeit ersetzt keine persönliche Versorgung, sondern ergänzt diese lediglich. Und da die geposteten Beiträge die Gesundheit von Mutter und Kind betreffen, bedürfen sie natürlich einer besonderen Kompetenz, Expertise und Sorgfaltspflicht.
Außerdem gilt es zu prüfen, welche Inhalte überhaupt online abgebildet werden dürfen: Hebammen, die angestellt im Kreißsaal arbeiten, müssen also, bevor sie einen Einblick in ihre Arbeit gewähren, unbedingt mit ihren Arbeitgeber:innen sprechen, was veröffentlicht werden darf. Freiberufliche Hebammen haben diese Hürde zwar nicht zu nehmen, müssen aber unbedingt mit ihren betreuten Frauen abklären, wenn ein Bild oder Ähnliches von und mit ihnen gepostet wird.
Weitere Chancen einer voranschreitenden Digitalisierung
Über die Jahre haben sich Anja und Marie, neben der Kompetenz in ihrem primären Berufsfeld, der Hebammerei, auch viele digitale Skills angeeignet, sich stetig weiterentwickelt und den Umgang mit verschiedenen Tools und Plattformen erlernt. Das kam ihnen auch ganz überraschend im Zuge der Coronapandemie zugute, als plötzlich einige der Leistungen, die sie sonst physisch angeboten hatten, digitalisiert werden mussten. Durch ihre Erfahrung und Präsenz in den digitalen Medien fiel es ihnen beispielsweise leichter, auch digitale Rückbildungskurse anzubieten, sich mit Kolleginnen zu vernetzen und gegebenenfalls Hilfestellung zu geben.
Generell vermuten die Beiden, dass die Digitalisierung ein absoluter Megatrend ist, der sich nicht nur im Hebammenumfeld weiter fortsetzen wird: Durch Jugendliche, die mehr und mehr über digitale Angebote lernen und Onlinetools wie selbstverständlich nutzen, vermuten sie, dass das Digitale zur neuen Normalität werden wird. Wie gut, dass die Beiden sich in diesem Umfeld so gut auskennen und dort ebenso zuhause sind, wie im Kreißsaal.